Australien

Für unsere Australien-Rundreise hatten wir leider nur vier Wochen Zeit. Um möglichst viel sehen zu können, mussten wir sie ziemlich eng strukturieren. Wir haben sie selbst organisiert und bereits von Deutschland aus sämtliche Flüge, Mietwagen und die meisten Hotels gebucht. Wir sind mit einem Stopp über Singapur nach Melbourne geflogen und von dort aus über die Great Ocean Road nach Adelaide gefahren. Anschließend ging es per Flugzeug zum Ayers Rock und von dort aus wieder mit Qantas nach Darwin. Von Darwin aus haben wir mit dem nächsten Mietwagen eine Dreitagesrunde durch Nationalparks gedreht. Das nächste Ziel war Cairns und das Barrier Reef, von wo aus wir mit dem dritten Wagen Richtung Süden gefahren sind. Nach einer fünftägigen Erholungspause auf Brampton Island sind wir über Brisbane nach Sydney geflogen, unserem letzten Ziel in Australien. Auf dem Rückflug haben wir einen Stopp in Hongkong gemacht, um die lange Rückreise zu unterbrechen. 

Nach den Erfahrungen mit diesen Stopps in Asien, die jeweils gut 24 Stunden gedauert haben und dem gegenläufigen Versuch – Düsseldorf-Auckland (Neuseeland) ohne Unterbrechungen in 36 Stunden – kann ich nur jedem, der Economy nach Australien fliegt, dazu raten, diese Tortur zu unterbrechen, auch wenn der ohnehin immer zu knappe Zeitrahmen dann noch einmal um zwei Tage verkürzt wird. 

 

Singapur

 

Nach zwölf Stunden Flug war das erste Etappenziel Singapur erreicht. Gegen 18 Uhr Ortszeit - 12 Uhr mittags für uns nach einer weitgehend durchwachten Nacht - standen wir mit völlig durcheinander gewirbeltem Zeitgefühl am Gepäckband des durchaus sauberen und klimatisierten Flughafens. Beim Verlassen des Terminals schlug uns das asiatische Klima – 35 Grad Celsius bei gefühlten 200 % Luftfeuchtigkeit - entgegen. Der erste Eindruck von Singapur auf dem Weg zum Hotel war nicht umwerfend, was wir anfangs noch auf die mangelnde Begeisterungsfähigkeit, ausgelöst durch den langen Flug schoben, sich allerdings auch am nächsten Tag bestätigen sollte. 

Das am Abend noch besuchte Chinatown beeindruckte durch leuchtende Lichtreklamen und endlose Ampelphasen an ansonsten unüberwindbaren Verkehrsachsen. Nach einem kurzen Abstecher auf einen Nachtmarkt sanken wir erleichtert in unsere Betten und genossen mehr oder weniger erfolgreich das horizontale Schlafen.

Der nächste Tag in Singapur sollte so gut wie möglich durch eine Stadtrundfahrt genutzt werden. In der Hotellobby fand sich Prospektmaterial zum Thema Sightseeing. Den sympathischsten Eindruck erweckte bei uns die Firma Hippotours (Hop on – Hop off), die eine Bushaltestelle an einem benachbarten Hotel unterhielt. Nach einem kurzen Abstecher zum Botanischen Garten stiegen wir an der Orchard Plaza aus, um dort festzustellen, dass die Malls an der Orchard Road an die gleichen Nobelläden wie auf der heimischen Königsallee vermietet waren.

Der nächste Doppeldecker kam, wir erklommen optimistisch die obere Etage, verließen sie jedoch noch vor Erreichen des Stadtzentrums fluchtartig, weil unvermittelt die Regenzeit ausgebrochen war. Der dunkelgraue Himmel war mittlerweile schwarz und es schüttete wie aus Kübeln. Trotzdem wurde der Rest der Tour absolviert, wobei sich die Schönheiten der Stadt durch die regennassen Scheiben des Busses nicht so recht erschließen wollten. Wir erfuhren, dass singa pura auf Sanskrit Löwenstadt bedeutet. Gleichzeitig erhaschten wir einen Blick auf das Wahrzeichen der Stadt, einen steinernen weißen Löwen. Die geplanten Spaziergänge am Singapore River und der Marina Bay fielen dem gleichbleibend schlechten Wetter zum Opfer. Aus diesem Grund verließen wir Singapur ohne Bedauern pünktlich am frühen Abend mit dem sieben Stunden entfernten Ziel Melbourne.

 

Melbourne

 

Um 4.30 Uhr setzte der Jumbo auf dem Melbourner Flughafen auf. Und Düsseldorf war jetzt Down Under. Wir hatten einen Transfer gebucht und wurden von einem fröhlichen Busfahrer erwartet, der sich zunächst nach unserer Reiseroute erkundigte und die dann sehr lobte, unter anderem, weil sie in der wunderschönen Heimatstadt des Fahrers begann. Es folgte eine Sightseeing-Tour mit dem Reisebus durch Melbourne in der Morgendämmerung. Gegen sechs Uhr lieferte uns der freundliche Australier am Hotel ab und war schon verschwunden, bevor wir auch nur ein Trinkgeld hervorkramen konnten.

Um in die australische Zeit hineinzurutschen hatten wir beschlossen, nur ein paar Stunden zu schlafen und verließen gegen 11 das Hotel, das an der Lonsdale Street und damit mittendrin lag. Wir schlenderten ziellos durch Melbournes Straßen und nahmen erste Eindrücke des Fünften Kontinents auf. Die Sonne schien, die Temperatur von vielleicht 20 Grad war beinahe perfekt für eine Stadtbesichtigung. Auf Anraten des Busfahrers versuchten wir den seiner Meinung nach durchaus sehenswerten Federation Square zu erreichen. Naja, es handelt sich um einen großen gepflasterten Platz.

Ganz in der Nähe lag die Flinders Station, ein für australische Verhältnisse uraltes Gebäude mit schönen Jugendstilornamenten, für den Europäer jedoch ein eher unauffälliger Anblick. Um uns einen Überblick über Melbourne zu verschaffen, beschlossen wir, das Observation Deck des Rialto Towers aufzusuchen. Die Sicht auf die Stadt mit ihren vielen Hochhäusern, den Yarra River und im Hintergrund den Pazifik war den exorbitanten Eintrittspreis durchaus wert. Auf einem nahe gelegenen Hochhaus leuchtete ein grüner Tennisplatz, auf dem sich zwei Spieler ohne Höhenangst ein Match lieferten.

Am nächsten Morgen machten wir uns auf den weiten Weg zum Queen Victoria Market, einem vom Busfahrer wärmstens empfohlenen Flohmarkt in historischen (also Jugendstil) Hallen. Das war wirklich ein lohnendes Ziel und ist bestimmt auch besser per Bus zu erreichen. Auch der Rückweg zum Melbourne Museum war weit. Das Museum bot ein buntes Gemisch rund um Aborigines und ihre Lebensweise, einen nachgebildeten Regenwald, Saurier- Wal- und Emuknochen, ein virtuelles Kino und Sammlungen, die sich mit Melbournes Geschichte befassten. Melbourne bietet so viele unterschiedliche Attraktionen und wir hatten so wenig Zeit, dass sich unsere Gruppe trennte. Ein Teil widmete sich dem Shopping von Opalen, während der andere quer durch den Botanischen Garten zur Rod Lever Arena lief. Ein Spaziergang zur Southbank des Yarra River vereinte uns wieder. 

 

Great Ocean Road

 

Trotz des Linksverkehrs kamen wir am nächsten Morgen ohne nennenswerte Probleme mit dem Mietwagen aus der Stadt heraus und über den Highway A8 Richtung Ballarat. Auf dieser ersten Fahretappe wurden folgende Feststellungen getroffen: a) Das australische Radionetz ist außerhalb größerer Ortschaften ausbaufähig. b) Die Roadsigns versprechen zwar alle paar hundert Meter Begegnungen mit Kängurus und Koalas. Dabei bleibt es aber auch meist. An diesem Tag jedenfalls wurden keine lebenden Tiere dieser Gattungen gesichtet, allerdings reichlich Eukalyptusbäume, die immerhin die Voraussetzung für das Vorhandensein der Koalas bilden.  

Ballarat selbst wurde nach einem flüchtigen Blick auf die Main Street als nicht besonders besichtigenswert eingestuft. Daher folgten wir ohne Umwege den Schildern, die den Weg nach Souvereign Hill wiesen, einem Freizeitpark, der das Leben der Goldgräber so um 1850 herum widerspiegeln sollte. Diese Goldgräbermentalität hat sich in gewisser Weise bis heute erhalten, wie wir am Ticketschalter erfuhren. Aber der Eintrittspreis lohnte sich, auch wenn die Führung durch die Goldmine mangels Zeit und das Goldwaschen im Bach mangels Lust nicht stattfand. Ein Bummel durch die Goldgräberstadt mit vielen alten Geschäften, Hotels, Bars, einer Kegelbahn, einer Schmiede, der Bank, dem Postamt und einer Goldschmelze versetzte uns 150 Jahre in die Vergangenheit.

Die Fahrt ging weiter über Geelong bis zur Küste nach Torquay, das sich im September nicht als die erwartete Surfer-Metropole präsentierte, sondern als verschlafenes Nest. Wegen der Vorsaison waren Hotels und Restaurants noch weitgehend geschlossen. Trotzdem blieben wir über Nacht in einem Motel. Bis Adelaide hatten wir keine Hotels vorgebucht. 

Wir freuten uns alle auf die Route, die vor uns lag. Laut Reiseführer versprach die Great Ocean Road ein echtes Highlight der Reise zu werden. Bei strahlendblauem Himmel entdeckten wir eine pelzige Kugel in einem Eukalyptusbaum. Und tatsächlich, ein Koala mümmelte im Baum an seinem Frühstück und ließ sich dabei ohne Proteste fotografieren. 

Nach einer kurzen Mittagspause in Apollo Bay folgte der spektakuläre Teil der Strecke. Niemand konnte einem Fotoshooting vor den „Zwölf Aposteln“ widerstehen. Auch die „London Bridge“ war überaus fotogen. Abends erreichten wir Port Fairy und übernachteten dort. Außerhalb der Saison war es überhaupt kein Problem, freie Zimmer zu bekommen.

Wir entschieden uns, schon an diesem Tag bis Adelaide durchzufahren, was laut Auskunft einer Kellnerin eine Angelegenheit von etwa acht Stunden war. Wir verließen den Bundesstaat Victoria und kamen nach 670 Kilometern durch eine relativ uninteressante Landschaft in Adelaide, South Australia, an. Mittags wurde in Kingston noch der Riesenhummer Larry fotografiert, sozusagen das Ereignis des diesbezüglich armen Tages. So waren wir abends wirklich erleichtert, als Adelaides Vorstädte begannen. 

Ein abendlicher Spaziergang führte uns durch die Straßen der provinziellen Millionenstadt. Wir durchquerten die Adelaide Arcades, fanden uns in der Fußgängerzone wieder, warfen einen kurzen Blick auf den Torrens River, durchquerten das Unigelände und steuerten dann mit untrüglichem Instinkt den 24 Stunden offenen Supermarkt Woolworths – nicht zu verwechseln mit der Billigkaufhauskette ohne das s am Ende – an, wo wir immer unseren Reiseproviant kauften.

Am nächsten Tag fanden wir uns fast zwangsläufig wieder auf der bunten und lebhaften Fußgängerzone ein mit vielen Läden, der charakteristischen großen Metallkugel, an der man sich so gut verabreden konnte, dem Kunstobjekt, das Metallschweine aus Papierkörben fressen ließ, und den vielen mehr oder weniger guten Straßenmusikanten. 

In der Touristeninformation erlebten wir das glücklicherweise einzige planerische Waterloo der Reise. Kangaroo-Island - eine vermeintlich kleine aber touristisch äußerst attraktive Insel in der Nähe von Adelaide - war eigentlich das Ziel des nächsten Tages. Die freundliche Australierin hinter der Infotheke schlug jedoch vor, wegen der Ausdehnung der Insel dort mindestens einmal zu übernachten. Das ließ jedoch der engmaschige Zeitplan der Reise nicht zu. Aber auch ein Eintagesbesuch sei möglich, versicherte die Dame von der Tourist-Info. Eine 16-stündige Bustour sollte 800 $ pro Person kosten und uns bereits im Morgengrauen im Hotel abholen. Alternativ hätte man die rund 500 Kilometer für 400 $ (Kosten für die Fähre) auf eigene Faust abfahren können. 

Ein Spaziergang zum Fluss brachte die endgültige Entscheidung gegen Kangaroo-Island am folgenden Tag. Stattdessen fütterten wir Kängurus im Cleeland Wildlife Park, der in den Adelaide Hills liegt und ließen uns dort mit einer schläfrigen und gefräßigen Koaladame namens Hazel fotografieren. Während wir auf den Fotos um die Wette strahlen, knabberte Hazel ziemlich gelangweilt an einem Eukalyptuszweig. Auf der Suche nach weiteren Kängurus und Wombats kreuzten ein paar Emus unseren Weg.

Nächster Programmpunkt des Tages war Hahndorf, die älteste deutsche Siedlung Australiens. Dieser im Disney-Stil erbaute Ort erfüllt alle Germany-Erwartungen des durchschnittlichen Australiers. Man konnte neben Kuckucksuhren und deutschen Wappen Hot Dogs mit Sauerkraut kaufen, „echten“ deutschen Kuchen essen und deutsches Bier trinken. Wir liefen ohne große Begeisterung einmal die Hauptstraße auf und ab lief. Den Besuch Hahndorfs kann man sich sparen.  

 

AYers Rock

 

Qantas brachte uns ins etwa 30 Grad warme Alice Springs. Von diesem Ort lernten wir auf dieser Reise nur den Flughafen und etwa eine Milliarde Fliegen kennen. Nach einem kurzen Aufenthalt – geprägt durch permanentes Armwedeln – ging es mit einer kleinen, aber überraschenderweise mit vier Triebwerken ausgestatteten Maschine Richtung Ayers Rock weiter. 

Der Transfer ins Touristenresort klappte reibungslos. Innerhalb dieses Ghettos gibt es Hotels aller Preiskategorien von sehr rustikal bis sehr teuer. Unser Appartement verfügte über eine riesige Küche mit vielen leeren Schränken, die dazu da zu sein schienen, Vorräte für einen dreiwöchigen Familienurlaub aufnehmen zu können. Da die durchschnittliche Verweildauer im Ayers Rock Resort aber nur bei etwa zwei bis drei Nächten liegen dürfte, wunderten wir uns ein wenig. 

Ein Spaziergang durch das Resort führte uns zum Besucherzentrum, wo an etlichen Schaltern alle möglichen Touren angeboten wurden: Ayers Rock, die Olgas und die weitere Umgebung wurden beim Sonnenaufgang, tagsüber und beim Sonnenuntergang mit oder ohne Wein, Champagner und BBQ per Bus, Landrover, Motorrad, Ballon oder Kamel angeboten.  

Wir entschieden uns für eine Bustour am folgenden Nachmittag zu den Olgas und zum Ayers Rock bei Sonnenuntergang. Der Sonnenaufgang war uns zu früh. 

Bei den Einkäufen im Supermarkt bekamen wir an der Kasse eine Vorstellung davon, wie teuer die Transportwege nach Ayers Rock offenbar waren. Wir machten einen Spaziergang zum am Rande des Resorts liegenden Uluru-Ausblick und fragten uns beim Anblick der roten Erde verblüfft, wieso ausgerechnet das Grand Slam Tennisturnier in Melbourne auf einem Hartplatz ausgetragen wird. Auf dem Aussichtsplatz bewunderten und fotografierten wir hingebungsvoll den Ayers Rock und die Olgas – beides zeichnete sich klein am Horizont ab - und löschten hinterher beinahe all diese Fotos auf den Digitalkameras, weil die hundert Bilder vom Ausflug am Nachmittag alle viel schöner waren.

Der gebuchte Bus karrte uns durch den Nationalpark zunächst in Richtung der Olgas, von den Aborigines Kata Tjuta genannt. An einem Aussichtspunkt wurde angehalten. Gitterwege verunzierten die Landschaft, kanalisierten jedoch uns und etwa tausend andere Touristen zu einer Art Plattform, von der aus man einen passablen Blick auf einige der 36 Gipfel der Olgas hatte. Blitzlichter gewitterten sinnlos. 

Vom Busfahrer erfuhr man viel über den Uluru-Kata Tjuta Nationalpark, der den Aborigines in den achtziger Jahren von der australischen Regierung offiziell wieder übergeben worden ist, offensichtlich aber mit der Maßgabe, Touristen, wenn auch zusammengetrieben im Resort und weitestgehend gebündelt durch offizielle Touren zu dulden.

Am späten Nachmittag erreichte der Bus einen Parkplatz, auf dem bereits etwa 20 bis 30 anderen Busse hielten. Für jede Busgesellschaft war ein mehr oder weniger üppiges Buffet aufgebaut. Jeder Tourist erhielt darüber hinaus einen Campingklappstuhl. So ausgerüstet suchte man sich ein Plätzchen, von dem aus der Ayers Rock bei Sonnenuntergang zu sehen war. Der Ratschlag, von der gleichen Stelle aus etwa alle fünf Minuten ein Foto vom wechselnden Farbenspiel zwischen Sonne und Felsen zu machen, führte zu wunderschönen Bildern. 

 

Darwin

 

Nach einem ruhigen Flug hatten wir zwei Stunden Zwangsaufenthalt im Fliegenparadies Alice Springs. Von der dabei aufkommenden Langeweile leben die Souvenirshops, die der Flughafen zu bieten hat. 

Das Klima in Darwin erwies sich als feucht und heiß, kurz als subtropisch. Der erste Eindruck des Ortes war eher mäßig. Die ursprüngliche Stadt wurde im zweiten Weltkrieg und dann noch einmal in den Siebziger Jahren durch einen Wirbelsturm komplett zerstört. Folgerichtig erwartete uns die aus dieser Zeit übliche nicht sehr spannende Klotzarchitektur.

Aber wir wollten auch nicht bleiben. Darwin war lediglich Ausgangspunkt für unsere nächste Etappe mit einem Mietwagen. Am nächsten Morgen starteten wir Richtung Stuart Highway. Der war schnell gefunden und wurde erst circa 320 Kilometer und dreieinhalb Stunden später in Katherine wieder verlassen.

Die Landschaft war nur auf den ersten Kilometern halbwegs spannend. Eine meist schnurgerade Straße führte durch weitgehend unbewohntes Gebiet mit dünnem Baum- und Buschbestand. Dass es überhaupt noch Holz gab, verwunderte bei einer gigantischen Zahl von bis zu vier Meter hohen Termitenhügeln. Die Straße war gut ausgebaut und wenig befahren. Einzig die Roadtrains, LKWs mit bis zu fünf langen Anhängern, erwiesen sich als kurzfristige Überholhindernisse. 

Katherine ist eine ländliche Kleinstadt voller Aborigines, die meist barfuß in der Sonne vor Supermärkten und an Straßenecken auf was auch immer warteten. An der Rezeption unseres Hotels wurde bei der Frage nach der für den Nachmittag geplanten Bootsfahrt durch die Canyons ein bedenkliches Gesicht gezogen. Freundlich und hilfsbereit rief der Hotelangestellte sofort bei den Veranstaltern der Tour an und ergatterte für uns noch vier der begehrten Tickets für die letzte Fahrt des Tages durch die Katherine Gorges um 15 Uhr.

Bei 36 Grad Celsius kühlte der Fahrtwind ein wenig, als das Boot durch den beeindruckenden ersten Canyon glitt. Am Ende des Wasserlaufs hinderten große Felsen das Schiff an der Weiterfahrt. Kanuten schnappten sich ihre Boote, schleppten sie über die Felsen und setzten in Gorge Nummer zwei ihre Fahrt fort. Wir mussten zusammen mit den Mitreisenden das Boot verlassen und – vorbei an Abo-Felsenzeichnungen – über einen Weg am Ufer zum Anlegeplatz des engeren zweiten Bootes laufen. Gorge zwei ähnelte Gorge eins wie ein Ei dem anderen, so dass sich allmählich Befriedigung darüber ausbreitete, keine 8-Stunden-Tour durch die ersten fünf der insgesamt 13 Canyons gebucht zu haben.

Am Ende der Fahrt war es immer noch sehr heiß, obwohl der Nachmittag bereits in den Abend überging. Unsere Apathie verflüchtigte sich jedoch augenblicklich beim Anblick der ersten wirklich frei lebenden Kängurus in der Nähe des Gorge-Visitor-Centers. 

Am nächsten Morgen starteten wir früh in Richtung Kakadu Nationalpark und erreichten am späten Vormittag den Yellow Water Billabong, auf dem unser Australien-Führer eine Bootstour als unvergessliches Erlebnis anpries. Eine wirklich beeindruckende Bootstour lag vor uns. Im Kakadu Nationalpark herrscht im September Trockenzeit, das heißt, es gibt nur wenige Wasserstellen - unter anderem den Yellow Water Billabong – an dem sich zu dieser Jahreszeit alle möglichen Tiere einfinden. In der Regenzeit, so erklärte der Guide, steht das gesamte Gebiet meterhoch unter Wasser. 

Während der Tour klickten die Kameras unentwegt und nahmen Krokodile – schwimmend und am Ufer – Reiher, Adler, Störche, andere seltene Vögel, Wasserlilien und merkwürdige Büsche auf, aus denen die Didgeridoos geschnitzt werden. 

Als weiteren Programmpunkt hatten wir uns den Ubirr Rock ausgewählt, der mit bemerkenswerten Aborigine-Zeichnungen verziert sein sollte. Ob es an der großen Hitze lag, am straffen Programm des Tages oder an sich steigernder allgemeiner Lustlosigkeit, ist im Nachhinein nicht mehr so genau feststellbar. Mit lauem Interesse unternahmen wir einen kurzen Spaziergang lediglich zu den leicht zugänglichen Malereien und machten pflichtschuldig ein paar Fotos. 

Aufatmend ließen wir uns wieder ins Auto fallen und fuhren in die Provinzmetropole und Universitätsstadt Jabiru. Nach einigen Kreisfahrten, bei denen immer wieder der Supermarkt hinter der nächsten Kurve auftauchte, fanden wir tatsächlich irgendwann den Weg aus diesem trostlosen Kaff und steuerten auf dem Arnhem Highway unser Hotel an, die bisher zweitteuerste Unterkunft dieser Reise. Der erste Eindruck erinnerte an ein Militärcamp. Der zweite Eindruck war etwas schlechter.

Wir verließen es am nächsten Morgen ohne Bedauern. Für diesen Tag war eine Bootstour bei den springenden Krokodilen geplant, die 148 Kilometer entfernt auf uns warteten. Und wie am Tag zuvor ging es einen Fluss entlang. Diesmal jedoch handelte es sich nicht um ein Naturerlebnis, sondern um eine Art Zirkusvorstellung. Sobald eins der ansässigen Krokodile das Schiff erspähte, schwamm es gierig darauf zu. Der Guide präparierte eine Art Angel mit einem großen Stück Fleisch und wedelte damit dem hungrigen Tier vor der Nase herum, wobei er es namentlich begrüßte. Dann wurde die Angel in die Höhe gehoben, so dass das Fleisch etwas außerhalb der Reichweite des Tieres hing. Das Krokodil peilte das Fleisch an und sprang in die Höhe. Überraschenderweise war jeweils genau der dritte Versuch erfolgreich. Nachdem auf diese Weise etwa zehn Krokodile auf spektakuläre Weise gefüttert worden waren, waren wir nicht böse, als das Boot wieder anlegte. Anschließend ging es zurück nach Darwin, wo...

 

Queensland

 

…um 3.30 Uhr die Wecker schrillten. Im Dunkeln wurde gepackt und das Auto beladen. Um 5.50 Uhr hob die Boeing pünktlich ab und nahm Kurs auf Cairns. Nach einem angenehmen dreistündigen Flug tauchte die Küste von Queensland vor den Fenstern auf. Kurz danach setzte die Maschine in Cairns auf.

Bei strahlendem Sonnenschein und angenehmer Temperatur liefen wir eine schön ausgebaute Promenade am Strand entlang. Ein öffentlicher Pool lud zur Erfrischung ein. Cairns ist ein netter Badeort und vor allem Ausgangspunkt für alle möglichen lohnenden Touren durch die Umgebung. Besonders schön soll Cape Tribulation im Norden sein. Aber auch das Barrier Reef liegt vor der Haustür. Das war das Ziel des nächsten Tages. 

Von einem Bus wurden wir nach Port Douglas gebracht, einem Ort, der ungefähr eine Busstunde nördlich von Cairns liegt. Die Küstenstraße hätte alleine schon diesen Ausflug gelohnt.  

In Port Douglas bestiegen wir einen Katamaran namens Quicksilver, der ein paar hundert Touristen zum Agincourt Reef am äußeren Rand des Barrier Reef brachte. Eine ähnliche Strecke war James Cook vor gut 200 Jahren mit seiner Endeavour entlang gesegelt. Nach dem Ablegen der Quicksilver war allerdings klar, dass Captain Cook bei einer Regatta keine Chance gehabt hätte. Die Quicksilver preschte mit einem solchen Tempo ihrem Ziel entgegen, dass Hüte festgebunden werden mussten und während der Fahrt keine Heißgetränke serviert werden konnten. 

Die Sonne strahlte, der Fahrtwind blies angenehm und das Meer schimmerte türkisblau. Nach eineinhalb Stunden verlangsamte die Quicksilver ihre Fahrt und legte an der Plattform der Reederei am Agincourt Reef an.

Ein Teil unserer Gruppe erlebte in diesen Stunden ihr Highlight der Australien-Reise. Mit einem Boot fuhren sie noch einige Kilometer weiter zu einem besonders schönen Riff, wo sie dann Gelegenheit zum Schnorcheln hatten. Ihr Guide zeigte ihnen die Stellen mit den schönsten Korallenformationen und so schwebten sie dann durch bunte Fischschwärme, Wasserpflanzen und Korallen in allen Farben und Formen. 

Für die weniger Mutigen wurde eine Art Pseudo-U-Bootfahrt angeboten. Es handelte sich um ein Schiff, das auf dem Wasser fuhr, unter dem Kiel jedoch eine Art Glasgondel für etwa 50 Personen hatte. Aus dieser Gondel hatte man nun ebenfalls einen Blick auf Korallen und Meerestiere, holte sich dabei jedoch nicht einmal nasse Füße. 

Am nächsten Morgen ging es mit einem neuen Auto weiter Richtung Süden. Eine eher langweilige viereinhalbstündige Fahrt führte durch Zuckerrohrfelder und Bananenplantagen. Gegen 15 Uhr kam man in Townsville an, einer Stadt, die von einem Herrn Town gegründet worden war, was diesen Pleonasmus erklärt. 

Das Aquarium wurde vom Reiseführer als eine Hauptattraktion der Gegend angepriesen. Wäre der vergangene Tag nicht gewesen, hätte man nicht geschnorchelt und wäre U-Boot gefahren, hätte sich der Besuch vielleicht gelohnt. So aber zogen wir trotz eines durchaus interessanten Haifischeis mit sichtbar embryonalem Inhalt für das Townsviller Aquarium wenig schmeichelhafte Vergleiche sogar mit dem Oberhausener Sealife Center. Dabei hatten sich die Betreiber durchaus Mühe gegeben und waren auch nicht ohne Humor. So schwammen zum Beispiel oben auf dem Haifischbecken riesige gelbe Badeenten.

Für den nächsten Tag war die letzte Autoetappe von Townsville nach Mackay geplant, gut 400 Kilometer lang. Gegen Mittag erreichten wir den sehr hübschen Küstenort Airlie Beach, der sich durchaus auch für einen etwas längeren Aufenthalt angeboten hätte. Aber das Hotel in Mackay war bereits für eine Nacht gebucht. An dieser Stelle der Reise waren wir so randvoll mit Eindrücken und auch etwas erschöpft. Nach knapp drei Wochen Ferien brauchten wir Urlaub. Alle waren also reif für die Insel und freuten sich auf fünf Tage auf dem kleinen Brampton Island, das wie das legendäre, leider aber nicht bezahlbare Hayman Island (fünf Sterne) zur Gruppe der Whitsundays am Rande des Barrier Reefs gehört. 

Nach einer guten Stunde legte das Boot am Bramptoner Steg an. Die Ankommenden wurden mit einem Glas Saft und einem feuchten Waschlappen begrüßt und in ein Bimmelbähnchen verfrachtet, das sie von der Anlegestelle zum Hotel brachte. Brampton erwies sich als eine Insel mit einem Berg, dem Brampton Island National Park. Außerdem gab es zahllose Buchten mit feinem Sandstrand, Palmen und allem was zu einer Postkartenidylle so dazu gehört. An einer der Buchten lag die einzige Hotelanlage der Insel. Und selbst dort war der Strand keineswegs überfüllt.  

Das Hotel stammte aus den achtziger Jahren. Der Beton versteckte sich aber unauffällig zwischen den Palmen und Büschen. Unsere Terrasse lag unmittelbar am Strand. Man blickte auf ein paar Palmen, weißen Sand und das türkisfarbene Meer mit dem kleinen vorgelagerten Pelican Island. Ein merkwürdig heulender und knicksender Stelzvogel machte seine Aufwartung auf der Terrasse.

Es folgten fünf Tage, die je nach Lust und Laune dem spontanen Nichtstun, Tennis, Golf, Bogenschießen, Schwimmen, Segeln, Jetski und Billard gewidmet wurden. Dann war der Inseltraum vorbei. Die Abfahrenden wurden an der Anlegestelle mit einem Glas Saft verabschiedet und betrachteten neidisch die mit dem Boot gerade Angekommenen, bevor sie sich auf die schwankenden Planken begaben. 

 

Brisbane

 

Nächster Halt war Brisbane. Eigentlich hatten wir uns dort nur für eine Übernachtung entschieden, weil man von Mackay nicht direkt nach Sydney durchfliegen konnte. Wir kamen abends relativ spät an und wurden am nächsten Tag bereits gegen 14 Uhr vom Transferbus wieder zum Flughafen gebracht. Brisbane, die drittgrößte Stadt Australiens und Hauptstadt von Queensland, musste also im Dauerlauf besichtigt werden. 

Nach einem Blick auf den Stadtplan stellten wir fest, dass sich Brisbanes Planer offenbar eng mit dem Commenwealth verbunden gefühlt hatten. Alle Straßen der City waren nach englischen Königen und Königinnen benannt. Die Damen – Ann, Elizabeth, Charlotte, Mary und andere - führten den Wanderer von Norden nach Süden, während die Herren – Edward, George und Albert - die Ost-West-Achsen vorgaben.

Wir überquerten eine Brücke Richtung Southbank und entdeckten eine Anlegestelle, von der aus 20 Minuten später eine eineinhalbstündige Flusskreuzfahrt starten sollte.

Die Tour erwies sich als Volltreffer. Die Sonne glitzerte im Brisbane River, an dessen Ufern sich viele interessante Wohnmöglichkeiten aufreihten, vom Wolkenkratzer über bunte Häuschen mit eigenen Bootsanlegern bis zur vermeintlichen Südstaatenvilla. Ziel der Fahrt war der Breakfast Creek mit dem historischen Newstead House aus dem Jahr 1846, das wir leider nicht besichtigen konnten, weil die Zeit zu knapp war. Sie reichte noch gerade für einen kurzen Blick auf die Townhall und die Fußgängerzone. Brisbane hätte ganz sicher mehr Zeit verdient gehabt. Aber jetzt winkte Sydney.

 

Sydney

 

Unser Hotel lag ganz zentral nahe dem Circular Quay. Also statteten wir ihm noch am Abend einen ersten Besuch ab und bewunderten die angestrahlte Oper und die Harbour Bridge. Wahrscheinlich gibt es für jeden Menschen durchaus unterschiedliche magische Orte. Das ist meiner. Und mit nur drei Tagen war leider wieder die Zeit zu knapp, um diese traumhafte Stadt individuell zu entdecken. Also reihten wir uns in Touristenschlangen ein und machten Sightseeingtouren durch die Stadt und zum Bondi Beach. Wir betrachteten Sydney vom Tower aus und eine Hafenrundfahrt durfte natürlich auch nicht fehlen. Unbedingt lohnt sich eine Tour mit der Fähre zum Zoo. Ich kenne keinen anderen Zoo auf dieser Erde, der so schön liegt und solche Panoramablicke auf die Stadt bietet. Noch eine wunderschöne Ecke ist Darling Harbour. Und die Rocks, und der Botanische Garten und und und...

Es gab auch kulinarische Highlights: Ein Besuch im Fischrestaurant Doyles mit Blick auf Harbour Bridge und Oper, riesige Sushi-Rollen in den Food Courts und das Eis von Gelatissimo. 

Sydney hat für mich nur einen entscheidenden Nachteil. Es liegt ziemlich ungünstig am anderen Ende der Welt. Dieser Fehler zeigte sich nach drei Nächten wieder, als es nämlich viel zu früh zum Flughafen ging.

Wer noch mehr über Sydney lesen möchte, findet einige weitere Infos am Ende der Neuseeland-Reise. 

 

Hongkong

 

Vom Jumbo nach Hongkong hatte man beim Abflug noch einmal einen tollen Blick auf Sydney. Nach neun Stunden schlug das Waschküchenklima wieder über uns zusammen. Außerdem stand ganz Hongkong Kopf. Zufällig waren wir am Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China eingetroffen, was uns ein gigantisches Feuerwerk bescherte, das wir von den Panoramafenstern unseres am Hafen von Kowloon gelegenen Hotels bewundern konnten. Wobei man sagen muss, dass auch der Blick auf den Hafen schon ohne Feuerwerk sehr beeindruckend ist. 

Die Hafenrundfahrt am nächsten Tag fand in einer Art Dschunke statt. Wir schipperten an Pracht- und Plattenbauten vorbei, die nur eine Gemeinsamkeit hatten. Vor jeder Wohnung hing ein Klimaanlagenkasten. 

Anschließend liefen wir durch die Stadt und fanden sie unmittelbar nach Sydney lediglich interessant. Die Pracht bröckelt und blättert überall ab. An jeder Straßenecke versuchten Chinesen, gefakte Rolex oder Gucci-Taschen zu verhökern, während die Maßschneidereien offenbar fest in indischer Hand waren. Aber für Maßanzüge blieb sowieso keine Zeit mehr. Am Abend war die letzte Etappe der Reise zu bewältigen. Zwölf Stunden Flug trennten uns von Zuhause. Und wir stellten abschließend fest: 30 Tage reichen einfach nicht aus. Aber wer hat schon mehr Urlaub? Also muss man einfach noch einmal hin. Es lohnt sich so sehr.

 

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