Südafrika

Im Gegensatz zu unseren übrigen Fernreisen haben wir uns in diesem Fall für eine bereits ausgearbeitete Selbstfahrer-Tour entschieden. Der wichtigste Grund dafür war in unserem Fall der Sicherheitsaspekt. Wir waren vor Antritt der Reise ziemlich unsicher, ob man es komplett auf eigene Faust riskieren sollte, in diesem Land unterwegs zu sein. Zu unterschiedlich sind die Meinungen, die man einholen kann. Wir haben uns für den Kompromiss entschieden, mit einem Mietwagen selbst zu fahren, aber abends in vom Veranstalter ausgewählten Hotels zu übernachten. 

Unsere Route konnten wir noch ein bisschen nach unseren Wünschen modifizieren: Johannesburg – Nelspruit (Panoramaroute) – Sabi Sands – Krüger Nationalpark – Swaziland – Mtubatuba – Drakensberge – Durban – Port Elizabeth – Tsitsikamma – Knysna – Oudtshoorn – Hermanus – Franschhoek – Kap der guten Hoffnung– Kapstadt.

Nach einem langen Nachtflug kamen wir morgens in Johannesburg an, wo am Flughafen bereits der Mietwagen mit dem Lenkrad auf der rechten Seite für uns bereit stand. Es hatte zwar in der Nacht im Jumbo niemand von uns besonders viel geschlafen, aber wir bemerkten positiv, dass es keinen Jetlag gab. Die Zeitzone hatte sich nicht verändert.

Wir richteten uns nach den Ratschlägen und Anweisungen des Veranstalters und fuhren erst gar nicht in das Stadtzentrum von Johannesburg, da es dort weder besonders schön noch besonders sicher sein sollte. Wir haben übrigens schon ein paar Tage gebraucht, bis wir ein Gefühl dafür bekommen haben, wie man sich vernünftigerweise in Südafrika verhalten sollte. Es ist sicher falsch, hinter jeder Ecke Kriminelle zu vermuten. Aber genauso verkehrt wäre es, abends im Dunkeln als erkennbar weißer Tourist durch igendwelche malerischen Townships zu spazieren. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass man in Kapstadt ist und nicht in Boston oder Sydney. Nicht umsonst lagen die meisten unserer Hotels in eingezäunten Ghettos. 

Der von uns vieren erfahrenste Fahrer ergriff die Initiative und den Hebel für den Scheibenwischer, mit dem er blinken wollte – alles ist im Auto auf der verkehrten Seite - und reihte sich in den Linksverkehr ein. Dank der präzisen Wegbeschreibung des Reiseveranstalters wurde die Straßenkarte kaum gebraucht. Wir waren äußerst dankbar für diese gute Planung, denn der Weg nach Hazyview in der Nähe von Nelspruit war mit angegeben fünfeinhalb Stunden nach dem langen Flug sowieso anstrengend genug. Das Wetter wurde immer schlechter und die Landschaft neben der Autobahn zwischen Johannesburg und Nelspruit war auch nicht gerade eine Offenbarung. 

So waren wir ziemlich erleichtert, als das Hotelschild endlich in Sicht kam. Eine hohe Mauer umgab das riesige Grundstück. Nachdem wir uns über eine Sprechanlage identifiziert hatten, wurde das elektrische Tor geöffnet und hinter uns wieder fest geschlossen. Anschließend fuhren wir noch ein ganzes Stück durch eine Art Urwald, bis so etwas wie eine Jurassic Park Schleuse mit zwei Toren auftauchte, die manuell bedient werden musste. Dies diente nicht mehr unserer Sicherheit, sondern sollte verhindern, dass die zahlreichen Tiere, die innerhalb der Hotelanlage lebten, auf die Landstraße gerieten. Wir machten die Bekanntschaft mit einem Wildschwein namens Napoleon, einem Strauß und einer riesigen Schildkröte.

Beim Abendessen im Nachbarort stellte sich heraus, dass die Lebenshaltungskosten für uns erfreulich niedrig waren.

 

Panoramaroute

 

Für den nächsten Tag war die Panoramaroute geplant, die vom Reiseveranstalter wärmstens und zu Recht empfohlen worden war. Der erste Halt fand bei den recht netten MacMac Wasserfällen statt. Ehrlich gesagt war das interessanteste Detail dieses Stopps nicht die Attraktion an sich, sondern der kleine Markt am Parkplatz, an dem neben anderem Kunsthandwerk Holzgiraffen an den Touristen gebracht wurden. Natürlich wurden die ersten Giraffen erworben ("Was man hat, das hat man"), aber nötig wäre das nicht gewesen. Entsprechende Verkaufstände sind überall im Land zu finden.

Die nächsten drei Highlights auf der Panorama Route hießen The Pinnacle, God’s Window und Wonder View, wobei God’s Window den spektakulärsten Ausblick bot. Leider war es an diesem Novembertag etwas dunstig, aber immerhin regnete es nicht mehr wie am Vortag. Und an jedem Parkplatz wurden die Big Five in Holz angeboten.

Richtig schön wurde es am Blyde River Canyon, wo wir zunächst durch Bourke’s Luck Potholes krabbelten und dann bei den Three Rondavels anhielten. Das sind Berge, die aussehen wie Zuluhütten. Auch die ersten wirklich „wilden“ Tiere, eine Affenherde, wurde am Straßenrand gesichtet. 

Unser Abendessen wurde auf einer Terrasse in der Nähe vom Hotel serviert mit Blick auf den Sabi River. In ein paar Metern Entfernung schwammen Hippos und Krokodile vorbei. 

 

Sabi sands

 

Die Tagesstrecke war zwar nur mit zweieinhalb bis drei Stunden im Plan angegeben, aber wir folgten mittlerweile willig den bislang sehr sinnvollen Vorschlägen des Reiseveranstalters. Wir wollten bereits mittags am Ziel Sabi Sands sein, einem privaten Park, in dem die Tiere zwar frei leben, aber auf deutlich engerem Raum als beispielsweise dem Krüger Nationalpark. Das hat den Vorteil, dass man die Big Five ziemlich sicher sehen kann und zwar nicht in einer Art Zoo, sondern in relativ freier Wildbahn. 

Kurz vor Acornhoek winkte eine Polizeieinheit das Fahrzeug an den Straßenrand. Wir wurden belehrt, wir seien bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 immerhin 91 Stundenkilometer gefahren. Dies werde mit einem Bußgeld von 300 Rand geahndet. Es gab noch reichlich derartige Kontrollen auf der weiteren Reise. Man tut gut daran, die entsprechenden Schilder zu beachten.

Mittlerweile knallte die Sonne bei über 30 Grad. Die Strecke nach Sabi Sands wurde immer schlechter und die Hluvukani Tankstelle, hinter der man rechts hätte abbiegen sollen, beim ersten Anlauf schlicht übersehen. Auf dem Weg zu unserer Lodge sahen wir am Straßenrand die ersten Giraffen, die nicht aus Holz geschnitzt waren. 

In der luxuriösen Lodge hatten wir von der großzügigen Terrasse aus einen Blick auf ein Wasserloch und die jeweiligen Tiere, die sich dort aufhielten. Selbst im Bett liegend konnte man einen Blick auf Elefanten und Antilopen werfen.

Am Nachmittag kletterten wir zusammen mit vier anderen Touristen in einen treppenförmig angelegten Jeep, der von einem Ranger gefahren wurde. Ganz vorn saß der Tracker, der die Tiere sichtete. Diese dreistündige Fahrt durch das Ressort war traumhaft schön. Giraffen, Elefanten, Löwen, ein Leopard, Büffel, Nilpferde, jede Menge Antilopen, Hyänen und ein Mungo zeigten sich und ließen sich ungerührt fotografieren. Die Löwen marschierten gerade mal einen bis zwei Meter am offenen Jeep vorbei. Da der Ranger gelassen reagierte, taten wir das auch. Gut, dass sich wenigstens kein Rhinozeros blicken ließ, sonst hätte man die Big Five bereits bei der ersten Runde abhaken können. Die Sonne ging unter und machte einem unglaublichen Sternenhimmel Platz.

Am nächsten Morgen startete der Jeep um 5.30 Uhr zur nächsten Pirschfahrt. Wie sich herausstellen sollte, handelte es sich diesmal um eine Leopardentour. Eine ganze Familie, Mutter, Tochter und Sohn wurden, allerdings nacheinander jeweils allein gesichtet. Der Ranger kannte jedes einzelne Tier und auch dessen Stammbaum. Während der männliche Leo müde verdauend unter einem Baum lag und sich die Schnauze leckte, beobachtet von einer abwartenden Hyäne, hing noch eine halbe Antilope auf dem Baum, offenbar die Speisekammer des Leoparden. 

Weiter wurde ein Löwe gesichtet. Auf ein Flusspferd folgte nun auch das in der Liste noch fehlende Rhinozeros. Auf einer weiteren Pirschfahrt am Nachmittag gab es eine Jagd zu sehen, bei der Wildhunde einen Impala erbeuteten. 

 

Krüger

 

Am nächsten Morgen ging es wieder auf die staubige Piste Richtung Krüger Nationalpark. Diesmal kam sogar die Hluvakani Tankstelle in Sicht, die auch dringend benötigt wurde. Nachdem der Tank voll war, stellte sich heraus, dass man dort – entgegen sämtlicher Berichte in der einschlägigen Reiseliteratur nur Bares wollte. („In Südafrika können Sie überall auch kleinste Beträge mit der Kreditkarte bezahlen. Nehmen Sie aus Sicherheitsgründen nur wenig Bargeld mit“. Das ist Unsinn! Wir haben auf dieser Reise mehr als einmal verzweifelt nach Geldautomaten gesucht). 

Problemlos erreichten wir danach das Orpen Gate, entrichteten wieder einmal eine saftige Nationalparkgebühr und fuhren am Anfang ohne große Erwartungen durch den Krüger Park Richtung Pretoriuskop Rastlager. Die Erwartungen waren deshalb so gering, weil wir uns einfach nicht vorstellen konnten, dass die Tierbeobachtungen aus Sabi Sands auch nur annähernd erreicht werden könnten. 

Der Pessimismus war jedoch völlig unberechtigt. Es gab ein reichhaltiges Angebot an Büffeln, Giraffen, Antilopen, Elefanten und sogar Zebras und Geier wurden gesichtet. Dass wir diesmal selbst als Tracker fungieren mussten, erhöhte den Reiz eher noch.

Es gibt ein paar glasklare Anweisungen, den Krüger Park betreffend. Regel Nummer eins lautet, dass man unter keinen Umständen das Fahrzeug verlassen darf. Aber unser Mietwagen begann erbärmlich nach Benzin zu stinken. Geöffnete Fenster lösten das Problem nicht und so beschloss der Fahrer, Regel hin oder her, nach dem Tank zu schauen. Er stieg neben einem Wasserloch auf einem Beobachtungsplatz aus, schraubte den in der Tat losen Tankdeckel zu und stieg wieder ein. Eine Minute später und 100 Meter weiter tauchten zwei Löwen auf. Sie wirkten hungrig. 

Die Strecke zum Rastlager zog sich. Mittlerweile hatten die Temperaturen wieder die 40-Grad-Marke erreicht. Und immer wieder tauchten am Straßenrand Affen, Gnus, Büffel und Zebras auf. An diesem Tag war der Weg das Ziel.

 

Swaziland

 

Nach einer Übernachtung in einem Rastlager des Krüger Parks brauchten wir eineinhalb Stunden bis zum Malelane Gate. Swaziland stand auf dem Programm. Nach einer weiteren Stunde war die Grenze dieses kleinen Königreichs erreicht. Wir stellten uns in einem Grenzschuppen in die Ausreiseschlange. Ein umfangreiches Formular musste ausgefüllt werden, sämtliche Kameras sollten darin aufgeführt werden, die Autozulassungsnummer wurde verlangt, von sämtlichen Passnummern ganz zu schweigen. Nach der dritten Schlange bei der Einreise und etlicher Gebühren dachten wir dankbar an das Schengener Abkommen.

Die Swazilandschaft erinnerte an die Schweiz und entschädigte für den Einreisestress. In Swazilands Hauptstadt Mbabane gab es die erste Mall der Reise. Weil wieder einmal der Kreditkartenautomat nicht funktionierte machten wir Bekanntschaft mit der Swaziland-Währung namens Emalangeni.

Mittlerweile war der Himmel schwarz geworden und ein Unwetter prasselte auf Swaziland herunter. Das machte die Orientierung sehr schwierig. Wir hatten Mühe, unser Quartier überhaupt zu finden. Diesmal übernachteten wir ziemlich rustikal in einem Wildlifepark mit Bungalows in Form von Rundhütten mit einem Loch statt einer Tür, durch das man ins Innere der Hütte krabbeln musste.

Am nächsten Morgen hatte sich das Wetter wieder beruhigt. Swaziland zog sich noch ganz schön hin bis zur südlichen Grenze, was allerdings weniger an der Größe des Königreichs liegt, sondern vielmehr daran, dass bis auf ein besonders bergiges und kurviges Stück Straße, auf dem man 120 Stundenkilometer fahren darf, auf den restlichen geraden Stücken nur 60 erlaubt sind. Wir schlichen bis zur Grenze. Das Swazigeld war nämlich komplett ausgegeben, Bußgelder daher nicht mehr möglich und wir hofften nur, dass die Ausreise nichts kosten würde. Bis auf ein paar Stempel in den Pässen hatte der Abstecher nach Swaziland nicht wirklich viel gebracht.

 

Mtubatuba

 

An der Grenze trafen wir auf die autobahnähnliche Straße N2, auf der wir bis Kapstadt immer wieder fahren sollten. Nach einer langen ereignislosen Strecke erreichten wir das Örtchen Mtubatuba, das nächste Etappenziel. Unsere Unterkunft an diesem Tag war ein liebevoll gestaltetes Country House, das sich in einem eingemauerten und bewachten Ghetto befand, bestehend aus Einfamilienhäusern und anderen B&Bs. Im Vergleich zu den Rundhütten trafen wir paradiesische Zustände an. Inmitten eines traumhaft schönen Gartens lag das verwinkelte Country House im Kolonialstil. Die Zimmer im Laura Ashley Stil waren liebevoll vollgestopft mit allem, was man brauchte und einigem, auf das man hätte verzichten können

Die Gastgeberin organisierte für uns sofort eine Bootstour für den nächsten Morgen durch den St. Lucia Wetlands Park. Wir starteten durch, um den Pazifik zum erstenmal auf dieser Reise zu sehen. St. Lucia ist ein netter Badeort, in dem im Gegensatz zu Mtubatuba ein hoher Anteil an weißer Bevölkerung lebt. Die Apartheid ist zwar offiziell schon lange abgeschafft, aber in vielerlei Hinsicht findet sie in Südafrika praktisch nach wie vor statt. 

Auf der schönen Bootstour durch Mangrovensümpfe am nächsten Morgen sahen wir jede Menge Flusspferde und einige Krokodile, Seeadler und Reiher. Wieder an Land beschlossen wir, noch einmal die N2 Richtung Norden zu befahren, um ein Zuludorf zu besuchen. Ein Zulu-Professional begrüßte uns vor Ort und teilte mit, dass die nächste Führung durch das Show-Dorf erst in zwei Stunden stattfinden würde. Nach einigem Hin und Her und dem Besuch einer traurigen Ansammlung von eingezäunten Krokodilen und Schlangen beschlossen wir, auf die Führung zu warten, um nicht insgesamt 100 Kilometer vergeblich gefahren zu sein. Wir hätten den Trip gar nicht erst machen sollen, wie sich bei der Tanzvorführung und dem Besuch des Dorfes zeigte, aber hinterher ist man immer schlauer.

 

Drakensberge

 

An diesem Tag starteten wir auf die mit 7,5 Stunden längste Etappe der Reise in die Drakensberge. Die Alternative wäre an dieser Stelle gewesen, zwei Tage am Strand zu liegen und dann nur 40 Kilometer bis Durban zu fahren. Im Nachhinein würde ich sie wählen, auch wenn es sich um eine landschaftlich durchaus schöne Strecke in die Berge handelt.

Nach einer langen Tour kamen wir gegen 16 Uhr in unserem Resort in den Bergen an. Von unserer Terrasse hatten wir einen Traumblick ins Tal und sahen den ersten Klippschlieffer der Reise, eine Art riesiges Meerschweinchen. Wir rätselten, um was für ein Tier es sich wohl handeln könnte.  

Wir blieben zwei Tage im Resort und nutzten die Zwischenzeit für einen Tagesausflug durch die Berge, verbunden mit langen und steilen Wanderungen. 

 

Port elizabeth

 

Der folgende Tag war ein Transittag. Wir fuhren rund 300 Kilometer bis Durban und hatten leider keine Zeit mehr für eine Stadtbesichtigung. Am Flughafen gaben wir den Mietwagen ab und wurden nach Port Elizabeth geflogen, wo wir abends nach der Ankunft den nächsten Wagen ünernahmen und damit nur noch ins Hotel fuhren. Das lag wieder hinter einer hohen Mauer mit Stacheldraht.

Nach durchwachsenem Wetter der letzten Tage strahlte am nächsten Morgen die Sonne wieder. Nach einem Abstecher zum wirklich schönen Strand und einer kurzen Stadtrundfahrt, die allerdings keinen Appetit auf mehr machte, erreichten wir wieder die N2 und machten uns auf den Weg zum Tsitsikamma Nationalpark, dem Ziel des Tages.

 

Tsitsikamma

 

Je weiter wir kamen, desto schlechter wurde allerdings das Wetter. Also waren alle froh, als wir bereits gegen Mittag den Park erreichten. Die Unterkunft lag oberhalb einer steilen Auffahrt und erwies sich als riesiger Bungalow mit einem Traumblick auf den Indischen Ozean, der ein bisschen an Cornwall erinnerte. 

Wir machten noch eine kurze Fahrt und einen ebenso kurzen Spaziergang zum „Big Tree“, einem 800 Jahre alten Baum, der seinen Namen zu recht trug.  

Am nächsten Morgen waren wir schon früh wieder auf der Piste. Der erste Stopp des Tages wurde an der Bloukrans Brücke gemacht, der angeblich höchsten Brücke Afrikas. Von hier aus hätte man Bungee Jumping machen können. Stattdessen machten wir einen sehr lohnenden Abstecher zur Nature’s Bay, einem paradiesischen Stück Strand, das bei gutem Wetter sicher noch viel beeindruckender gewesen wäre.  

Nächster Halt: Plettenberg und das auch noch bei Sonnenschein. Vielleicht lag es daran, dass wir Plettenberg als die bisher schönste Stadt der Reise empfanden, wobei man allerdings sagen muss, dass Südafrikas touristische Attraktionen zu 95 Prozent aus Landschaft in Verbindung mit Fauna und Flora bestehen. Die restlichen 5 Prozent nennt man Kapstadt. Plettenberg war jedenfalls schön, reich und daher weiß. Wir stellten wieder fest, dass die Apartheid in Südafrika nicht mehr politisch sondern wirtschaftlich bedingt ist. Das Ergebnis ist fast das gleiche.

 

Knysna

 

Auch in Knysna wurde ein sehr netter Bungalow bezogen, der wieder den Blick auf Wasser bot. Diesmal war es die Knysna Lagune. 

Wir fuhren in den Ort zur hochgelobten Waterfront, die laut Reiseführer Fisherman’s Wharf in San Francisco nachempfunden sein sollte. Dies erwies sich als ein klein wenig übertrieben, aber es gab eine Anzahl netter Boutiquen und Cafés und sogar eine Mall. 

Um 16 Uhr startete die Bootstour über die Lagune, für die wir uns bereits mittags Tickets gesichert hatten. Das Boot tuckerte die Knysna Lagune entlang und es war ziemlich langweilig. Himmel und Meer wetteiferten um das graueste Grau.

 

Oudtshoorn

 

An diesem Tag ging es in die Kleine Karoo. Es handelt sich um eine Halbwüste. Zunächst ging die Tour an der sehr schönen Küste entlang. Die Brandung war bemerkenswert. In George verließen wir das Meer. Nach ganz kurzer Zeit waren wir im Gebirge und fuhren über Passstraßen mit gewaltigem Panorama. Hinter dem Gebirge beginnt eine Art Steppe mit roter Erde, eben die Kleine Karoo. Endlich hatte sich die Sonne auf ihren Job besonnen und strahlte wieder mal vom Himmel.

Der Reiseführer erklärte, warum man rechts und links der Straße Hunderte von Straußen sah. Die Tiere benötigen Kieselsteine zum Verdauen ihrer Nahrung. Und die gibt es reichlich in diesem Gebiet. Einige Kilometer hinter dem für südafrikanische Verhältnisse tatsächlich alten Städtchen Oudtshoorn lag unser kleines Hotel, ein 150 Jahre altes Farmhaus, das ununterbrochen im Besitz einer aus Bayern stammenden Familie war. 

Der erste Programmpunkt sollten die Cango Caves sein. Die Cango Caves sind Tropfsteinhöhlen und gelten als eins der sieben Wunder des südlichen Afrika. 

Unsere Gruppe teilte sich. Während zwei an der Adventure Tour teilnahmen, begnügten sich die anderen beiden mit der einstündigen Standardtour, die von einem Guide geführt wurde, der in einer der Höhlen die wunderbare Akustik nutzte, um in einem afrikanischen Dialekt mit vielen Schnalzlauten Miriam Makebas Pata Pata zu singen. Die Adventuretour gipfelte in einer 30minütigen Kletterpartie. Die kleinste Öffnung, durch die sich die Teilnehmer zwängen mussten, hieß Briefschlitz und war gerade mal 27 Zentimeter breit.

Auch der nächste Programmpunkt, die Straußenfarm, präsentierte sich bei prächtigem Wetter. Das Vergnügen bestand darin, lustige Fotos von Mitreisenden zu machen, die auf Straußeneiern balancierten, Strauße fütterten oder auf einem der großen Vögel saßen. Im Souvenirshop erworbene Straußeneier wurden im Auto neben den Giraffen platziert.

 

Hermanus

 

On the road again. Eine wunderschöne Etappe führte durchs Gebirge. Um die Mittagszeit kamen wir bei tatsächlich immer noch tollem Wetter wieder am Meer in Hermanus an. Wir beschlossen, an einer Walbeobachtungsfahrt teilzunehmen. Die Tour war zwar relativ teuer, aber am Anfang machte alles Spaß: Wind, Wellen, Sonne und die Aussicht auf die Wale ließen unsere Laune steigen. 

Dann schaukelte das Boot aber immer stärker. Dadurch waren Fotos von den reichlich auftauchenden Walen fast nicht möglich. Die Rückfahrt in dem kleinen Boot war bei dem aufgewühlten Meer grenzwertig. 

 

Franschhoek

 

Nach einem wunderschönen Spaziergang an den Klippen entlang verließen wir das Seebad Hermanus und starteten Richtung Franschhoek im Weinanbaugebiet östlich von Kapstadt. Diesmal war es nur eine kurze, etwa eineinhalbstündige Fahrt wieder durchs Gebirge und an Stauseen entlang, bis wir in Franschhoek ankamen, einem für südafrikanische Verhältnisse recht alten, von Hugenotten gegründeten Örtchen. Bei unserem Hotel handelte sich um eine alte Missionsstation, die inmitten eines wunderschönen Gartens liegt. Vor allem die Gemeinschaftsräume, das Wohnzimmer, der Speiseraum, den man durch die Küche erreicht, und die Veranda waren äußerst einladend gestaltet. 

Ein abendlicher Spaziergang führte durch den Ort, aber wie schon erwähnt sind es nicht die Städte, deretwegen sich eine Südafrika-Reise lohnt.

Es hätte diverse Weingüter gegeben, die man in dieser Gegend hätte besichtigen können, wozu aber in unserer Gruppe niemand so richtig Lust hatte. Also wurden die Reiseführer zu Rate gezogen und eine Rundreise für diesen Tag geplant. Erstes Ziel der Rundfahrt war das vom Reiseführer hoch gelobte Paarl, zu dem wir jedoch keinerlei wie auch immer gearteten Zugang fanden, weder emotional noch verkehrstechnisch. 

Es folgte eine relativ weite Strecke nach Worcester zu einem Freiluftmuseum, das zeigen sollte, wie die ersten Siedler gelebt hatten. Leider lohnte sich auch dieser Besuch überhaupt nicht. Es waren ein paar Häuser und Hütten aufgebaut. In einer davon buk eine Bäckerin Brot. Leider konnte man es im angeschlossenen Shop an diesem Tag nicht erwerben. So bildeten ein paar Esel und Schildkröten in einem Gehege den Höhepunkt dieses glanzlosen Besuchs. 

Nächster Halt war der nicht sehr bemerkenswerte Ort Strand, der – wer hätte das gedacht – Badestrand von Somerset West. 

Am späten Mittag kamen wir in Stellenbosch an, dem Highlight des Tages, einem relativ netten alten Ort, der einen längeren Spaziergang lohnend machte.

 

Kap der guten Hoffnung

 

Wie üblich starteten wir am nächsten Morgen früh, weil das Tagesprogramm im Gegensatz zu dem des Vortags wirklich viel versprach – und noch mehr halten sollte. Nach dem Frühstück ging es los Richtung Kaphalbinsel. Als wir die erreicht hatten, löste ein Postkartenmotiv das nächste ab. Die Küste der Kaphalbinsel ist atemberaubend schön. 

Nach einer kurzen Pause in Simon’s Town stoppten wir bei der nahe gelegenen Pinguinkolonie. Um zu ihnen zu gelangen, musste man durch ein eigens dafür angelegtes Gebäude mit Ticketschalter. Wir fragten uns, wie es die Verantwortlichen wohl schaffen, die durchaus nicht angeleinten Tiere vor Ort zu halten. Was wäre, wenn sie einfach eine Bucht weiterzögen? Anscheinend tun sie es nicht. Man bekam jedenfalls ausreichend Pinguin für sein Ticket.

Das nächste Ticket musste am Eingang des Table Mountain National Park gelöst werden, nicht etwa um zum Tafelberg zu gelangen, sondern zum Kap der Guten Hoffnung. Eine Zahnradbahn brachte uns einen Hügel hinauf zu einem Aussichtspunkt. Von der Bergstation der Bahn aus ging es noch ein paar Treppen hoch zu einem Leuchtturm. Von dort aus hatte man einen herrlichen Blick auf das Kap. Es war allerdings extrem stürmisch dort oben.

In Hout Bay wurden dann zum ersten Mal auf der Reise die Füße in den Atlantik gesteckt, bevor es dann endgültig Richtung Kapstadt ging. Vorher allerdings präsentierte sich die Küste noch einmal in ihrer ganzen Schönheit auf einer ziemlich steilen Panoramastraße.

Danach ging es eine bestimmt 20 Kilometer lange Promenade entlang bis zur Victoria & Alfred Waterfront in Kapstadts Mitte, in der unsere Unterkunft liegen sollte, wie sich herausstellte, eine Luxus-Wohnung in der Waterfront Village, die auf dieser Reise das Gegenstück zur Unterkunft in der Rundhütte in Swaziland bildete.  

 

KApstadt

 

Für unseren ersten Tag in Kapstadt waren die Hop on-hop off Tour und der Tafelberg eingeplant. Beides ließ sich wunderbar kombinieren, weil die Tour ungefähr auf der halben Strecke bei der Talstation der Gondelbahn anlangte.

Bei der Fahrt durch die Stadt hatte man bereits einen freien Blick auf die Strecke, die die Gondeln zurücklegen. Sie überwinden 700 Höhenmeter, es geht von 300 auf 1000 Meter hoch und die letzten 50 bis 100 Meter hatten es in sich. 

Die Fahrt mit der Gondel lohnte sich jedoch ganz extrem. Der Blick vom Tafelberg, der sich an diesem herrlichen Sonnentag ohne Tischtuch, also ohne Wolken präsentierte, gehört zu den beeindruckendsten Panoramen dieser Erde. Die Kameraakkus liefen heiß.

Die zweite Hälfte der Stadtrundfahrt führte an den Zwölf Aposteln vorbei, einer Formation von 17 (?!?) Bergen. Dann ging es wieder die Strandpromenade entlang, die wir schon von unserer Anreise am Vortag kannten. Die Tour endete am Aquarium an der Waterfront.

Bei der Abend-Hop-on-Tour sollte es eigentlich einen Sonnenuntergang auf dem Signal Hill geben, aber wie die Busfahrerin treffend bemerkte: „No sunset today“. Dicke Wolken waren aufgezogen. 

Wir hatten am Vorabend beschlossen, bereits um 9 Uhr das Boot nach Robben Island zu nehmen. Entsprechend pünktlich standen wir am Ticketschalter, wo wir erfuhren, dass die nächsten freien Plätze zu der Gefängnisinsel, auf der Nelson Mandela etwa 18 Jahre verbringen musste, erst in ein paar Tagen verfügbar gewesen wären. Das hätte man vorbuchen müssen.

Also blieb nichts anderes übrig, als den nächsten und letzten Programmpunkt der Reise vorzuziehen, ein Spaziergang durch die Stadt und ein Besuch des Forts. Wieder wurde der Hop-on-Bus als Taxi genutzt. Das Fort beeindruckte durch eine lange Tafel, an der 101 Menschen gleichzeitig Platz fanden. 

Unser Fazit der dreiwöchigen Reise ist, dass Teil eins – Panoramaroute und Nationalparks – und Teil drei – Kapstadt und die Kaphalbinsel – unbedingt einen Besuch lohnen, während der mittlere Part auch durchaus durch einen Strandaufenthalt hätte abgekürzt werden können. 

 

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