Chile-Bolivien-Peru

 

Diese Tour nach Chile, Bolivien und Peru war eine der schönsten Reisen, die ich je gemacht habe, ganz sicher war sie die Anstrengendste, obwohl wir ausnahmsweise nicht alles in eigener Regie geplant und durchgeführt, sondern uns einem Reiseveranstalter anvertraut haben.

Im Vorfeld war uns klar geworden, dass es für Reisen in diesen Teil der Welt eigentlich nur zwei Optionen gibt: Mit dem Rucksack und öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn man ganz viel Zeit zur Verfügung hat, spanisch spricht und wenig Wert auf Komfort legt. Oder eben mit einem Reiseveranstalter, der Routen, Hotels, Busse und Tourguides stellt. Selbstfahrerreisen sind speziell in Bolivien beinahe ausgeschlossen, weil man zum Teil nur Offroad fahren kann und ganze Gegenden wie etwa die Salzwüste von Uyuni nur mit ortskundigem Guide befahren werden darf.

Also haben wir erstmals eine Flug- und Busrundreise gebucht, die in Santiago de Chile und Valparaiso begann. Zweite Station war die Atacama-Wüste, von wo aus wir das Hochland von Bolivien durchquert haben – Stationen waren die Lagunen, Uyuni, La Paz und der Titicacasee. Von dort aus sind wir durch einen Teil von Peru gefahren, von Puno nach Cusco, dem Ausgangspunkt der Machu Picchu-Tour. Von Cusco aus sind wir nach Lima geflogen. Von dort ging es dann wieder nach Hause.

Wir haben uns im Vorfeld der Reise Gedanken um die möglicherweise auftretende Höhenkrankheit gemacht. Immerhin waren wir im Gebiet der bolivianischen Lagunen auf knapp 5000 Meter Höhe. Wir haben auf dem Markt von San Pedro de Atacama eine große Tüte Coca-Blätter gekauft und die auch konsequent an alle Mitreisenden verteilt und selbst gekaut, wenn es mal wieder in die Höhe ging. Ob das genutzt hat, weiß ich nicht wirklich. Geschadet hat es jedenfalls auch nicht. Von unserer Reisegruppe (19 Personen) hat niemand ausgeprägte Symptome der Höhenkrankheit gezeigt. Die Route war vom Reiseveranstalter auch klug gewählt. Von Süden nach Norden kommend verläuft die Tour treppenförmig. In Santiago ist man praktisch auf Meereshöhe, die Atacama-Wüste bringt einen dann schon so auf halbe Höhe und dann geht es langsam weiter nach oben.

Was wir jedoch völlig unterschätzt haben ist die Tatsache, dass praktisch kein Ziel (Inkafestung, Tempel usw.) neben der Straße lag, sondern dass wir immer etliche Höhenmeter überwinden mussten. Es stellte sich schnell heraus, dass es einen gewaltigen Unterschied macht, ob man etwa von 400 auf 600 Meter in die Höhe wandert oder von 3400 auf 3600 Meter. Eine gewisse körperliche Fitness ist also Grundvoraussetzung für diese Reise.

Weiter hatten wir alle wegen der extrem trockenen Luft Probleme mit den Schleimhäuten. Es empfiehlt sich dringend, entsprechende Nasensprays und Cremes ins Reisegepäck zu stecken. Vor Ort hat man gelegentlich das Problem, tagelang keine Apotheke zu finden. Die Reiseapotheke sollte auch Immodium und Desinfektionsmittel enthalten. Die bolivianischen Toiletten sind zum Teil etwas speziell.

Aber lassen Sie sich um Himmels Willen von den letzten drei Absätzen nicht von einer Reise durch die Anden abschrecken. Sie lohnt sich ganz extrem. Nur versuchen Sie vielleicht, sie möglichst noch vor Erreichen des Rentenalters zu machen. Sollten Sie das nicht mehr schaffen, machen Sie sie trotzdem.

 

Santiago de Chile

 

Unser erstes Ziel erreichten wir am Nationalfeiertag Chiles, was dazu führte, dass wir der in einem offenen Wagen vor dem Parlament vorfahrenden Präsidentin zuwinken konnten. Sie winkte huldvoll zurück. Die zum Preußischen Defiliermarsch aufmarschierende Eskorte trug interessanterweise Pickelhauben.

Santiago ist eine beinahe europäisch wirkende Stadt, die von den Gebäuden her ein bisschen wie Paris wirkt. Durch die sie umgebenden Anden wird man jedoch schnell daran erinnert, wo man sich befindet. Es gibt ganz interessante Markthallen, Museen und schöne Gebäude im Kolonialstil, aber nichts, was eine Reise ausschließlich dorthin rechtfertigen würde. Der Blick vom Hausberg Cerro San Christobal, auf dem sich  das Wahrzeichen der Stadt, eine 22 Meter hohe Marienstaue befindet, lohnt sich.

 

Valparaiso

 

Als deutlich spannender habe ich die Hafenstadt Valparaiso empfunden. Es ist die bunteste Stadt, die ich kenne. Es gibt praktisch kein Haus, das nicht durch Wandgemälde und große, farbenfrohe Graffiti verziert ist. Valparaiso liegt an steilen Hügeln. Den oberen Teil der Stadt erreicht man über Treppen oder mit Seilbahnen, die mehr als hundert Jahre auf dem Buckel haben. Welche Station den Fahrbetrieb aufrechterhält und an welcher gerade Reparaturen durchgeführt werden, erfährt man durch Inaugenscheinnahme. Nicht so genau sollte man sich die Stahlseile anschauen, es sei denn, man ist abenteuerlustig. Für Valparaiso braucht man also Kondition oder Mut.

 

Atacama

 

Von Santiago brachte uns ein Inlandsflug nach Calama im Norden Chiles. Von dort aus ging es mit dem Bus nach San Pedro de Atacama, wo wir drei Tage blieben. Die Atacama Wüste soll die trockenste der Welt sein, so wurde uns berichtet. San Pedro ist ein 5000- Einwohner-Ort in einer Oase, der ausschließlich aus Hotels, Hostels, Restaurants, Läden für den Touristenbedarf (Sonnenhüte!) und Reiseveranstaltern besteht. Dort werden alle möglichen Ausflüge in die Wüste und den Salar de Atacama angeboten.

Unsere erste, sehr lohnende Tour führte uns ins Valle de la Luna, eine bizarre Wüstenlandschaft, deren Name wohl an die Ähnlichkeit zur Mondoberfläche erinnern soll. Hier befindet man sich auf etwa 2500 Metern und bekommt erste Vorstellungen von den Problemen mit der Höhe, wenn man durch den tiefen Sand auf eine Anhöhe stapft. Es gibt interessante Gesteinsformationen, zum Beispiel die drei Marien, die an betende Frauen erinnern. Der Sonnenuntergang in der Wüste mit einem Plastikbecher chilenischen Rotweins in der Hand war ein ganz besonderes Erlebnis.

Am nächsten Morgen starteten wir zur nahegelegenen Inkafestung Pukará de Quitor, unserer ersten Bergwander-Herausforderung. Da die Ruinen der Festung nicht so viele Erkenntnisse versprachen, wurden wir auf einen Nachbarhügel gelotst, von dem aus man einen wunderschönen Blick ins Tal und von oben auf die Festung hatte.

Es folgten die Sehenswürdigkeiten San Pedros (Markt, Friedhof, Kirche), die schnell abgehakt waren. Nachmittags gab es zur allgemeinen Entspannung eine Bustour zum Salar de Atacama, einem Salzbecken innerhalb der Wüste, durchzogen von extrem salzhaltigen Tümpeln, der Heimat von Tausenden von Flamingos. Die Kamera-Akkus liefen heiß. Wir waren begeistert, hatten solch eine Landschaft alle noch nicht gesehen. Leuchtende Farben, die Formen der Salzbrocken, Sonnenschein und die Flamingos – eine Kombination, die man nicht so leicht vergisst. Als die Sonne unterging, saßen wir wieder im Bus, berieselt von der aus jedem Radio tröpfelnden Touristenmusik: El Condor Pasa in der Panflötenversion, ein Stück, das bei den meisten unserer Gruppe gegen Ende der Reise Aggressionen auslöste.

Am nächsten Morgen ging es schon um vier Uhr los, weil wir bereits bei Sonnenaufgang im Gebirge sein wollten auf 4000 Metern Höhe. Besuchen wollten wir El Tatio, einen Vulkan, in dessen Nachbarschaft sich ein Geothermalgebiet mit Geysiren und heißen Quellen befindet. Die Tätigkeit der Geysire ist wohl am frühen Morgen besonders beeindruckend. Die Cocablättertüte kam zum ersten Mal zum Einsatz. Die Geysire zischten und dampften tatsächlich munter vor sich hin. Die Wege sahen aus wie von einer Salzkruste überzogen. Es handelte sich  jedoch um Eis.

Auf dem Weg zurück nach San Pedro sahen wir einen qualmenden Vulkan, riesige Kakteen, Lamas und Alpakas und eine ehemalige Bergarbeitersiedlung, deren Bewohner jetzt davon zu leben scheinen, den Touristen Lamaspieße und Toiletten anzubieten.

Am nächsten Morgen verabschiedete uns die freundliche chilenische Reiseleiterin mit den Worten: „Jetzt fängt das Abenteuer an.“ Das beunruhigte nach den spannenden Tagen in der Wüste so einige von uns. Aber sie hatte recht. Chile ist ein Land mit guter Infrastruktur und funktionierenden Strukturen. Die Chilenen gelten, wie man uns sagte, als die „Deutschen“ Lateinamerikas, organisiert, pünktlich usw Ich will hier jetzt nicht alle Klischees bedienen.

 

Bolivien Lagunen

 

Nun reisten wir nach Bolivien ein. Mitten im Nirgendwo gibt es ein kleines Haus mit einer Fahne, an dessen einer Seite ein mickriger Graben verläuft. Richtig, das ist die Grenze zwischen Chile und Bolivien. Man kann mit je einem Bein in je einem Land stehen. Auf der bolivianischen Seite warteten sechs Landrover mit Fahrern auf uns. Wir und unser Gepäck wurden verteilt, unser Fahrer bekreuzigte sich, sprach ein leises Gebet und dann ging es los: Elf Stunden, die ich nie vergessen werde.  Teilweise fuhren wir auf Pisten, teilweise in Wagenspuren, teilweise durchs Gelände ganz ohne Wege. Jetzt weiß ich, wofür man SUVs wirklich braucht.

Erstes Ziel waren die Lagunen, die Laguna Bianca, die Laguna Verde und die Laguna Colorada: Wunderschöne Farben, klares Wasser, in dem sich die Umgebung spiegelt, Flamingos und außer uns keine Touristen. Ich habe noch nicht viele schönere Orte auf dieser Erde gesehen.

Weiter ging es ohne Straßen zum Sol de Manana, einem weiteren Geothermalgebiet. Es blubberte, kochte, spritzte und roch nach Schwefel. Die Kompassfunktion meines Handys zeigte per GPS 4900 Meter Höhe an.

 

Uyuni

 

Am Abend erreichten wir Uyuni, eine Stadt, die weniger durch ihre Schönheit als vielmehr durch ihre Lage direkt am Salar de Uyuni besticht.

Dieser Salar ist mit 10000 Quadratkilometern die größte Salzplatte der Welt. Sie besteht aus einem See, der von einer dicken weißen Salzkruste bedeckt ist. Über diese Platte kann man ohne Gefahr mit Autos fahren. Man benötigt hier einen ortskundigen Führer. Wie man sich leicht vorstellen kann, ist das Gebiet so groß, dass man nach einer gewissen Entfernung den Rand und somit die Ausgänge dieser Salzwüste nicht mehr sieht. In der Regenzeit bildet sich auf dieser Kruste ein gigantischer Wasserspiegel. Die entsprechenden Fotos sollen bei japanischen Touristen besonders beliebt sein.

Als wir dort waren, gab es nur weiße Kruste und strahlendblauen Himmel. Das Farbspiel ist so gleißend hell, dass irgendwann auch Sonnenbrillen nicht mehr reichen.  Inmitten dieser weißen Wüste erhebt sich so etwas wie eine Insel, die Isla del Pescado. Es handelt sich um einen von riesigen Kakteen besetzen Hügel, der etwa 170 Meter aus der Salzplatte herausragt. Man staunt einfach nur noch und fragt sich, wie die Kakteen in solch einer Umgebung derart prächtig gedeihen können.

Ich will in diesem Bericht nicht auf einzelne Hotels eingehen. Da sollte jeder seine eigenen Erfahrungen sammeln. Schließlich ist dies kein Hotel-Bewertungs-Portal. Aber an dieser Stelle muss eine Ausnahme gemacht werden. Wir verbrachten die Nacht im Palacio del Sal, einem der Salzhotels am Rande der Wüste. Das Hotel besteht zu einem hohen Anteil nur aus Salz. Selbst Zimmerdecken und Betten sind aus Salzblöcken gebaut. Es handelt sich um eines der schönsten und speziellsten Hotels, in dem ich eine Nacht verbringen durfte. Wenn man es sich aussuchen kann, sollte man sich diesen Luxus gönnen.

Nach diesen Highlight-Tagen folgte ein langer, langweiliger Transfertag von Uyuni nach la Paz. Knapp 550 Kilometer, immerhin auf Straßen, allerdings auf bolivianischen, waren ein Geduldsspiel. Natürlich bietet das bolivianische Hochland immer wieder schöne Ausblicke, aber dazwischen befindet sich auch eine ganze Menge Nichts.

 

La paz

 

Der erste Blick auf La Paz von El Alto aus ist einfach grandios. Die Stadt liegt in einem Talkessel und klettert die umliegenden Berge hoch. La Paz ist die einzige Stadt der Welt mit Höhenunterschieden von einem Kilometer. Sie liegt also in  3200 bis 4200 Metern Höhe. Die reicheren Stadtviertel liegen nicht etwa am Hang mit der schönen Aussicht, sondern im Talkessel, weil dort die Luft nicht ganz so dünn ist. Diese dünne Luft führt übrigens dazu, dass es nur eine einzige Feuerwache gibt. Für ausgedehnte Brände fehlt einfach der Sauerstoff. Und der fehlt einem auch gelegentlich, wenn man die steilen Straßen entlang marschiert. Eine österreichische Firma baut gerade eine Seilbahnlinie nach der anderen. Insgesamt sollen es zehn werden.

War Santiago de Chile nett, so ist la Paz im Vergleich dazu mit seinem Hexenmarkt und den vielen anderen Attraktionen spannend und exotisch. Allerdings sollte man es sich gut überlegen, in welche Stadtviertel man sich abends wagt. Viele Menschen sind arm. Bolivien ist ein Entwicklungsland. Die Kriminalität in den Städten ist hoch.

 

Titicacasee

 

Unser nächstes Ziel sollte der Titicacasee werden. Unterwegs machten wir halt bei den Ruinen von Tiwanaku mit dem berühmten Sonnentor. Die Tiwanaku-Kultur  ist deutlich älter als die der Inkas. Experten packen sie in die Zeit um etwa 1500 vor Christus.

Nach der gefühlt hundertsten Quinoa-Suppe auf dieser Reise brachte der Bus uns zum 3800 Meter hoch gelegenen Titicacasee. Die Länder Bolivien und Peru teilen sich dieses wunderschöne Gewässer mit den schneebedeckten Bergen am Ufer. Wir bestiegen ein Boot und ließen uns über den See fahren. Auf halber Strecke wurden wir in ein kleines Bötchen verfrachtet, das uns zu schwimmenden Schilfinseln brachte, auf denen sich einige Uro-Familien dabei abwechseln, Touristen zu empfangen. Früher lebten die Uro-Indianer tatsächlich auf den selbst gebauten Inseln. Heute müssen die Kinder zur Schule und daher ist alle paar Tage Schichtwechsel. Touristen lassen sich in Schilfkanus ein paar Meter fahren oder kaufen Schilfhüte oder Schilflamas. Immerhin wird dazu nicht Panflöte gespielt.

Weiter ging es wieder mal in ein sehr spannendes Hotel mit angeschlossenen kleinen Museen und einer Sternwarte. An diesem Ort hat Thor Heyerdahl zusammen mit einem alten Indianer, der damals ein junger Indianer war, sein Schiff Ra II gebaut. Der alte Mann erzählt die Geschichte auch heute noch gern. Im Lift des Hotels erfährt man durch ein Schild, dass man sich gerade im höchsten Aufzug dieser Erde befindet.

Nach einer bolivianischen Folklore-Darbietung am Abend (Raten Sie mal, was die Panflötenspieler zum Besten gaben) ging es am nächsten Morgen Richtung Mond- und Sonneninsel weiter. Beide Inseln lohnten sich wirklich. Nach dem üblichen Gekraxel hatte man jeweils einen tollen Blick auf den azurblauen See. Auf der Sonneninsel gab es die letzte Mahlzeit in Bolivien (Quinoa-Suppe). Danach fuhren wir noch zur größten Wallfahrtskirche Lateinamerikas in Copacabana und dann nahmen wir Abschied von diesem wunderschönen und spannenden Land.

 

PERU

 

Es folgte eine Busfahrt nach Puno in Peru, wo wir übernachteten. Mehr lohnt sich über Puno nicht zu schreiben. Da in Peru die Guides nur jeweils in einer Provinz arbeiten dürfen, kümmerten sich nacheinander gleich drei Reiseleiter um uns. Die Erste, eine deutsche Missionarstochter vertrieb uns die Zeit mit spannenden Geschichten aus ihrer Kindheit, bis wir die Grabtürme von Sillustani erreichten, die vom Volk der Colla errichtet wurden, auch wieder lange vor den Inkas übrigens.

An einer Straßenecke wurden wir dem nächsten Guide übergeben, der uns bis einschließlich Cusco und Machu Picchu begleiten sollte. Es folgte eine lange Strecke durch das peruanische Hochland, unterbrochen durch zwei relativ uninteressante Stopps an Inka-Ruinen und einer Kapelle. An diesem Tag spürte ich eine gewisse Übersättigung mit schöner Landschaft und Kultur. Ein Highlight folgte seit zwei Wochen auf das nächste und zumindest ich konnte kaum noch etwas aufnehmen.

 

Cusco

 

Cusco ist eine Großstadt in etwa 3500 Metern Höhe und hat knapp 350.000 Einwohner. Gefühlt kommen auf jeden Einwohner zwei Touristen. Cusco ist nämlich nicht nur die alte Hauptstadt des Inkareiches und auch heute noch ein absolut lohnendes Ziel, es ist der einzige Ausgangspunkt für sämtliche Besuche von Machu Picchu. Also treffen hier Rucksack-Touristen, die den Inka-Trail laufen wollen, auf die übrigen Reisenden, die mit Bus und Zug zum Ziel kommen wollen.

Cusco ist ein schönes Beispiel dafür, wie die spanischen Eroberer mit dem Inka-Reich umgegangen sind. Auf einen Inka-Palast haben zum Beispiel die Jesuiten eine Kirche errichtet. Das Ergebnis ist zumindest für die Inkas bedrückend. Die Kathedrale besticht durch einen Humor, den andere katholische Kirchen vermissen lassen. Maria ist schwanger und farbig. Jesus am Kreuz ist prächtig in Brokat gekleidet. Das Gewand wird alle paar Tage gewechselt. Zuständig dafür sind lokale Sponsoren, wie zum Beispiel der Fußballverein. Ein Trikot trägt Jesus dann aber nicht. Es bleibt bei den Brokat-Gewändern. Am besten gefallen hat mir ein Gemälde des letzten Abendmahls, das die spanischen Eroberer wohl bei einem einheimischen Künstler in Auftrag gegeben haben. Dieser Künstler hat sich nach Kräften bemüht, ein Festmahl künstlerisch auf die Leinwand zu bringen. Jesus und die Jünger speisen Meerschweinchen.

Das ist auch die typische Frage aller Freunde, wenn man von der Reise nach Peru berichtet. „Hast du Meerschweinchen gegessen?“ Nein, haben wir nicht. Erstens sowieso nicht, zweitens wird in Restaurants kaum Meerscheinchen angeboten, jedenfalls nicht auf unserer Route und drittens, wenn überhaupt, dann war Cuy etwa doppelt so teuer wie ein Rinderfilet.

 

Machu picchu

 

Nach der Besichtigung Cuscos kam der Höhepunkt der Reise. Wieder mal im Morgengrauen stand der Bus vor der Hoteltür. Nach zwei Stunden kamen wir in Ollantaytambo im Urubambatal an, wo wir in einen Zug von Peru Rail umstiegen. Dank des Panoramadaches sahen wir den einzigen Condor  der Reise am Himmel vorüberziehen (diesmal nun wirklich El Condor Pasa).  Das Ende der Zugstecke liegt in Aguas Calientes, einem Ort, der ähnlich wie San Pedro nur für Touristen gemacht ist. Er besteht aus Hotels, Restaurants, Andenkenläden, dem Bahnhof und der Bushaltestelle für den Shuttlebus hoch auf den Berg zu den Ruinen von Machu Picchu. An der Bushaltestelle stellt man sich in die lange Schlange und wundert sich, wie schnell man dann doch vorrückt. Etwa 25 bis 30 Busse pendeln den ganzen Tag lang zwischen Aguas Calientes und Machu Picchu. Oben angekommen beginnt die nächste Schlange am Einlass.

Nun ist man sozusagen am unteren Ende der Ruinen angekommen. Was man jedoch will, sind keine Detailfotos, auch wenn die Inkas wahre Meister darin waren, Quader millimetergenau aneinanderzufügen. Alle Besucher streben so schnell wie möglich nach oben, um die berühmte und unvergleichliche Sicht auf die alte Inkastadt zu bekommen und fotografisch festzuhalten. Ich verfüge über eine Schrittzähler-App, in der auch die bewältigten Stockwerke erfasst werden. An diesem Tag  bestätigte mir mein Smartphone 98 gekletterte Etagen. Ich habe als Beweis einen Screenshot gemacht. Ich galt im Familienkreis bis zu diesem Zeitpunkt nicht gerade als passionierter Bergwanderer.

Oben angekommen wurde die Reisegruppe ziemlich still. Es ist mir nicht möglich, das Gefühl, das ich dort oben hatte, jemandem zu vermitteln, der noch nicht dort war. Man kann viel von magischen Orten schreiben, man kann sich Fotos und Filme ansehen, aber das ist in diesem Fall wenig zielführend. Machu Picchu ist gerade mal 600 Jahre alt. Es gibt also viel ältere Ansiedlungen, sogar ganz bei uns in der Nähe. Vielleicht ist es die Kombination aus außergewöhnlicher Lage, dem Geheimnis, das man dem Ort immer noch nicht entrissen hat, der Baukunst – ich weiß es nicht. Es ist auch egal.

Danach war die Luft heraus bei dieser Reise. Wir haben im heiligen Tal und dann  noch einmal in Cusco übernachtet und sind danach nach Lima geflogen, von wo es am darauf folgenden Tag Richtung Heimat ging.

Lima ist ein einziger Verkehrskollaps, verursacht durch knapp zehn Millionen Einwohner. Lima hat einen schönen Platz, die Plaza de Armas. Und Lima hat einen Flughafen, von dem aus ich es ohne Bedauern verlassen habe.

 

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